Das Honigkuchenherz                                                      (Karl Leinberger)

Vor der Bude, beim Zuckerbäcker stand der Opa

mit seinem Enkelsohn an der Hand,

und Fritzchen wählte nach langem Suchen

ein grosses Herz aus Honigkuchen.

Zuckerguss war darüber geglättet,

mit Plätzchen in Zucker fein eingebettet.

 

Nun ging der Opa und Fritzchen die Runde

und  es dauerte schon fast eine ganze Stunde

vor jeder Bude da blieben sie stehn,

überall gab es was Neues zu sehn.

Dann sagte plötzlich Fritzchen ganz leise,

Opalein, ich muss mal, aber blos ganz klein.

 

Tatkräftig sagt der Opa, der gute,

komm, wir gehn gleich hinter die Bude.

Ich bleib dicht vor dir stehn, dann kannste_

und keiner kann dich da sehn.

 

Fest in der Hand den Honigkuchen

tut Fritzchen nun das Knöphchen suchen.

Der kalte Wind pfiff ihm um die Ohren,

Fritzchen’s Finger waren blau gefroren.

Deshalb traf er auch einige Male

den Honigkuchen mit seinem Strahle.

 

Doch Fritzchen merkte es gleich,

der Honigkuchen, der wurde ganz weich,

und er sagte nun ohne Unterlass:

“Opa, mein schönes Herz ist nass.”

Da ging der Opa, der einzig gute,

zurück zur Zuckerbude

und linderte dessen grossen Schmerz

mit einem neuen Honigkuchen Herz.

 

Nun hat er zwei Herzen, und es war ihm klar,

dass eins davon nicht in Ordnung war.

Er wollte den Opa entscheiden lassen,

und fragte: “ Opa, was machen wir mit dem nassen?”

Der Opa wusste auch hier in der Tat,

gleich wieder einen guten Rat.

“ Weisst  du, mein Junge, das machen wir so, 

das schenkst du der Oma,

die stippt sowieso ! “